Dank des weit verbreiteten Rufs als internationales Kurbad konnte Bad Homburg in der Vergangenheit viele große Persönlichkeiten als Gäste verzeichnen. Zu ihnen gehörte Fürst Otto von Bismarck, der am 1. April 1815 geboren wurde und 1898 starb. Mehrfach verbrachte er in Homburg angenehme Tage, an die er sich später gerne erinnerte.
Aus Anlass seines 80. Geburtstages verliehen ihm die Stadtväter 1895 die Ehrenbürgerschaft. Homburgs Baumeister Louis Jacobi wollte ihn auf andere Weise ehren und wählte 1902 für den geplanten Aussichtsturm auf dem Herzberg einen Bismarckturm, fand aber nicht die Zustimmung Wilhelms II. Statt dessen steht dort seit 1911 die Nachbildung eines römischen Wachtturms. Bad Homburg hat trotzdem eine sichtbare Erinnerung an den berühmten Besucher, nämlich ein Denkmal.
Bismarcks Kontakt mit Homburg begann 1851. Der damalige preußische Bundestagsabgeordnete in Frankfurt hatte zu einem Empfang geladen und bemerkte unter den Gästen Landgraf Ferdinand von Hessen-Homburg, welcher sich benahm, „als ob er in einem Gasthof wäre“, wie Bismarck in einem Brief festhielt. Auch begrüßte er die Gastgeberin nicht, was natürlich unangenehm auffiel. Trotzdem besuchte Bismarck ihn in Homburg, kam aber nach seinem Ritt dort staubig an und bat den Landgrafen, sich reinigen zu dürfen. Der holte sofort eine Kleiderbürste und bürstete seinen Gast selbst ab. Bismarck notierte hierzu: „Der Landgraf ist im Grunde ein guter Herr, aber etwas troddelig.“ 1858, kurz vor seiner Berufung nach St. Petersburg, verbrachte der jetzt preußische Gesandte einige Tage in Homburg, wo er im „Hotel Riechelmann“ in der Kisseleffstraße 9 abstieg.
Der für unsere Stadt bedeutendste Besuch fand 1890 in jenem Schicksalsjahr statt, da Bismarck am 18. März auf Drängen Kaiser Wilhelms um seinen Rücktritt einkam. Wie schon öfters zuvor, hatte Fürstin Johanna von Bismarck auch in diesem Jahr in Homburg ihre Kuranwendungen genossen und wohnte wieder im „Hotel Riechelmann“. Fünf Wochen später, am 3. September, traf ihr Mann in Begleitung seines Arztes, des Sekretärs und der riesigen Ulmer Dogge Tyras hier ein. Die Begeisterung der Homburger kannte keine Grenzen und zeigte sich täglich. Die Kurkapelle brachte ihm ein Ständchen, was Hunderte von Bürgern in die Kisseleffstraße strömen ließ. Auch ein Fackelzug und das obligatorische Feuerwerk standen auf dem Programm und zogen Massen von Zuschauern an.
Der Höhepunkt war der 6. September. An diesem Tag fuhr der ehemalige „Eiserne Kanzler“ nach Dornholzhausen, wo die „Homburger Schützengesellschaft 1390“ ihr 500-jähriges Bestehen feierte. Als Zeichen seiner Wertschätzung für dieses Ereignis übersandte er später ein silbernes, innen vergoldetes und mit seinem Wappen verziertes Horn. Die dankbaren Empfänger errichteten im Garten ihres Vereinslokals, dem späteren Gelände der Firma Eli Lilly, ein Denkmal: eine steinerne Säule mit Bronzebüste Bismarcks. Bei ihrem Umzug ins Holzesheimer Feld nahmen die Schützen das Denkmal mit, wo aber die Büste im April 1945 einen Liebhaber unter den amerikanischen Soldaten fand. Die Säule machte auch den weiteren Umzug des Vereins im Jahr 1976 ins Kirdorfer Sportzentrum Nord-West mit.
Dem Vorstand, vertreten durch Hans-Joachim Höhn, gefiel die kahle Säule nicht, daher bemühte man sich um eine passende Büste, blieb aber jahrelang erfolglos. Erst 1990 klärte sich die Situation. Das Museum im Gotischen Haus zeigte anlässlich einer Ausstellung zu Ehren der jetzt 600 Jahre alten Schützengesellschaft eine Gipsbüste Bismarcks. Eine Sammelaktion erbrachte die nötige Summe, um in einer Gießerei eine Bronzebüste herstellen zu lassen.
Seit dem 5. November 1995 steht das jetzt wieder vollständige Denkmal, diese Erinnerung an ein lokales Ereignis, in Kirdorf im Usinger Weg 100 neben der „Schützenklause“. Die Platte auf der zwei Meter hohen Säule trägt die Inschrift: „Zur Erinnerung an die Anwesenheit des Fürsten Bismarck beim 500jährigen Jubiläumsschießen 1890“.
(Quelle: Taunuszeitung 1.4.2015)