Auf dem Rabenstein

Von des Rabensteins zackiger Klippe,
Staunend aus wankendem Dickicht und Grün
Schaut sich’s so schön nach dem freundlichen Thale
Und nach den bläulichen Waldhöhen hin
Wehen die Winde
Dann säuselnd und linde,
Spielend und fächelnd durchs duftige Grün.

Felsengestalten in moosigem Kleid
Ruhen im Kreise, altersergraut,
Heben die Häupter in sonnigem Scheine,
Glitzern mit Drusen Demanten bethaut.
Hoch vom Gesteine,
Gefilde und Haine
Freudig das spähende Auge erschaut.

Unten im Thale, froh mögt ihr es schauen,
Schimmern frischgrünende Saaten und Au’n.
Waldige Berge umgrenzen sie schirmend,
Hüten die Fluren, ein ewiger Zaun.
Bunte Gefilde
In lachendem Bilde
Reihen sich wechselnd an Haine und Au’n.

Bläulich schimmern im Fernen die Berge,
Grün von stämmigen Fichten umsäumt.
Freudig schon grünt es uns unten im Thale,
Wenn noch im Schneekleid das Waldgebirge träumt.
Grüß euch von weitem,
Ihr Wälder und Heiden,
Schluchten, wo Felsen der Gießbach umschäumt.

Homburg zur linken im sonnigen Strahle,
Hoch vom schimmernden Thurm bekrönt,
Ursels erhabener Dom, der die Ferne
Mahnend mit flüchtigen Klängen durchtönt.
Euch auch begrüß ich,
Euch auch umschließ ich,
Die ihr so herrlich die Runde bekrönt.

Schau ich so um in den herrlichen Fluren,
Hoch von dem moosigen Felsengestein,
Gleiten die Bilder des freudigen Lebens
Milde erhebend zum Herzen  sich ein.
Weile drum gerne,
Einsam und ferne
Dort an des Rabensteins felsigen Hain.

Homburg v.d.H.  dem 20. März 1847
Dr. Friedrich Rolle